Das Meer und der Kuchen
Ein filmischer Essay über Palermo und Sizilien
Goethe hat die fadesten Geschichten über Sizilien geschrieben – dachte ich immer – bis ich ihn in einer Taverne in Palermo traf. Graugelockt, die feinen Gesichtszüge von Alkohol durchtränkt, war er bereit mich durch Sizilien zu begleiten. Friedrich II, der Stauferkaiser, war auch dabei, in der arabischen Schule, in der die Kinder bunt von Toleranz zwitscherten, während der Ex-Bürgermeister Leoluca Orlando, umgeben von Bodyguards, einen Christbaum in seinen prunkvollen Salon schleppte. Von Besänftigung wollte der Ätna nichts wissen, also war der Star-Cellist Giovanni Sollima gekommen um ihn herauszufordern –- beide spieen – im Takt. Und ein Schild tauchte auf, "Non e un Film di Mafia", über dem Müll, den die Stadt dem Meer geschenkt hat – gerade als das Gewissen, die Mafia-Fotografin Letizia Bataglia, sich in einen Stuhl setzte. Bleiben noch die Musikanten auf der Apsis des Normannendoms Monreale, die wie ein Muezzin, ein Gedicht von Dylan Thomas in das Land schreien, das mir immer wie ein einziger großer Kuchen im Meer vorkommt.
© Edgar Honetschläger, KGP Filmproduktion
Weltpremiere: International Film Festival Rotterdam 2004 (Rotterdam, Niederlande)
2003
Viennale (Wien, Österreich)
2004
International Film Festival Rotterdam (Rotterdam, Niederlande)
BAFICI (Buenos Aires, Brasilien)
Diagonale. Festival des österreischen Films (Graz, Österreich)
Crossing Europe (Linz, Österreich)
São Paulo International Film Festival (Sao Paulo, Brasilien)